Artist-in-Residence Projekt in Judenburg

Die Geschichte von Frauen in und um Judenburg, die wesentliche Beiträge zur Gesellschaft geleistet haben, reicht lange zurück.
Ältestes Dokument ist der Kultwagen von Strettweg, der lange Zeit als Beigabe zu einem Fürstengrab interpretiert wurde. Heute nimmt man an, dass es sich um das Grab einer Priesterin handelt. Die Geschichte der Frauen wird nicht geschrieben, ist verschüttet, wird vergessen. Auch heute leben in Judenburg viele Frauen, die die Stadt mit ihren Ideen und Handlungen bereichern. Wie schreiben sie sich in die Stadtgeschichte ein?



In Sammelboxen in der Stadt, auf Facebook, über Flugblätter und Medien wurde die Bevölkerung befragt, welche Frauen Bemerkenswertes für die Stadt leisten und geleistet haben. Aus den Vorschlägen wurden exemplarisch Frauen ausgewählt und auf verschiedene Weise porträtiert: in Interviews, gesammelten Fotografien, Texten und Videoarbeiten - von Politikerinnen über Künstlerinnen, Heldinnen des Alltags oder Geschäftsfrauen bis hin zu Widerstandskämpferinnen gegen das NS-Regime. Über letztere wird eher geschwiegen: Auf Anni Leitner, deren Gedenktafel am einzigen nach einer Frau benannten Weg der Stadt aufgestellt ist, wurde zwei Mal hingewiesen, aber bereits Maria Cäsar wurde vergessen. Im Internet fand ich einen kurzen Beitrag über Johanna Grimming und ihre Tochter Anna Winkler, Teil der Judenburger Widerstandsgruppe. Niemand kannte ihre Geschichte.
Nach langer Suche gelang es, ihre Enkelin zu finden. Sie lebt noch in dem Haus, unter dessen Mauern sich die beiden Frauen 11 Monate vor der GESTAPO versteckten. Auch ihr war die Geschichte unbekannt. Gemeinsam rekonstruierten wir den Ort des mutmaßlichen Verstecks und die Überlebensgeschichte der beiden Frauen. Daraus entstand die Videoarbeit: "355 Tage im Erdbunker".
Für die Ausstellung entstand eine Installation aus Fotografien, Videos und Texten. Die Liste der Frauen wurde von BesucherInnen laufend ergänzt, sukzessive kamen Erinnerungen und neue Bilder. Die Stadt begann, sich mit Stolz an ihre Töchter zu erinnern.